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Vom Fasten und Hingeben

Konsum ist Geil - Es lebe der Verzicht

Ich fast gerade. Um genau zu sein, bin ich heute bei Tag 6. Das „Schlimmste“ auf körperlicher Ebene habe ich hinter mir, emotional beginnt das Spiel gerade erst. Wer mal gefastet hat, weiß vielleicht wovon ich spreche, vielleicht auch nicht.

 

Man kann wunderbar ganz pragmatisch fasten. Überhaupt kein Problem, die vielen Vorteile sprechen ja für sich:

 

- meist eine Gewichtsreduktion

- Reinigung und Entgiftung des Körpers

- Darm-Refreshing (nenne ich es jetzt mal)

- mehr Vitalität und Energie  

- diverse Verbesserungen von Vorerkrankungen

- Verlangsamung der Alterung

- Reparatur der Telomere usw. 

 

Ich könnte diese Liste noch endlos weiter führen, aber darum geht es mir gerade nicht. Mir geht es um etwas ganz Anderes.

 

Mir geht es um ganz bewussten Verzicht und damit eben auch ganz bewusstes loslassen. Sich auf eine Reise einlassen ohne zu wissen, was passiert. Quasi ein Kontrollverlust und irgendwie auch wieder ein zurückgewinnen von Kontrolle. Fasten ist eine Reise zu sich selbst. Zu den inneren Widerständen, aber auch den Höhen, der Freude, der Kraft, der Schwäche und der Demut. Es vereint so viele Gefühle unseres menschlichen Seins und ist so wahnsinnig kraftvoll und doch so sanft.

 

Es erfordert Mut, sich auf die unangenehmen Aspekte dieser Reise einzulassen. Klar, ich kann das alles abtun, mich ablenken, die Tage zählen, bis es wieder vorbei ist. Ich kann mich aber auch ganz bewusst mal auf diese Zartheit in mir, dieses Fühlen von Unzulänglichkeit, ja, diesen Kontrollverlust einzulassen. (Zugegeben, das fällt mir auch nicht sonderlich leicht. Ist eines meiner persönlichen Themen, aber ich übe.) Ja, das ist nicht immer nur heitschipopeitschi. Das ist manchmal wirklich herausfordernd und geht an die Substanz. Aber ich wachse daran. Definitiv!

 

Doch warum fällt uns verzichten so schwer?

 

Oft werde ich gefragt: „Fällt dir das denn gar nicht schwer? Gar nichts essen. Also, für mich wäre das nichts.

 

Auch ich konnte mir das früher nie vorstellen. Nichts zu essen. Ich liebe essen. Über alles. Aber ist Essen ein Kult? Muss man einen daraus machen? Ist es nicht das Natürlichste der Welt und wir haben einfach verlernt, ein natürliches Verhältnis zum Essen zu wahren?

 

Gerade weil uns jederzeit alles zur Verfügung steht. Mittlerweile ja auch global. Was machen wir bei all der „Konsum ist geil“- Mentalität mit unserem Gewissen der Natur, der Umwelt und anderen Lebewesen gegenüber?

 

Der Mensch hat ein ganz klares Modell. Das Reptilienhirn drängt uns zum schnellen Glück. Die schnelle Belohnung – im Gegenzug zum langfristigen Glück. Vielen ist das gar nicht bewusst. Wenn du nur nach dem ersten Impuls gehst, wird immer dein Reptilienhirn gewinnen. Doch du bist so viel mehr als dieser verkümmerte Rest in deinem Gehirn. Du kannst sinnvolle Entscheidungen treffen, dich und dein Handeln überdenken. Das ist großartig! Warum tun es nur so wenige?

 

Konsum 24/7 

 

Nunja, auch wenn Corona es erschwert live in den Läden zu konsumieren, verlagert es sich eben in die schöne bunte Onlinewelt. Ohne Öffnungszeiten und andere nervigen Aspekte, wie Parkplatzsuche, riechende Mitshopper, oder Ähnliches. Das Smartphone immer am Anschlag um den günstigsten Preis zu checken. Da lenkt man sich eben auch gern mal hier und da mit den neuesten News der „Freunde“ auf Facebook, Insta und Co. ab. Das Weinchen am Abend vertreibt auch die letzten Corona-Sorgen, damit der innere Film auch bloß nicht stehen bleibt. Immer schön das Rad am Laufen halten.

 

Versteht mich nicht falsch. Ich bin Teil dieses Films. Auch ich konsumiere viel zu viel, immer noch viel zu oft und viel zu gern. Das ist auch ok, sofern das Bewusstsein mit von der Partie ist. Ich treffe mittlerweile sehr bewusste Kaufentscheidungen, hinterfrage mein eigenes Denken und Handeln und entscheide mich immer öfter auch mal gegen etwas.

 

Oh, und es täte so vielen von Euch so gut, mal einen Gang zurück zu schalten. Mal 5e grade sein zu lassen, mal einen Schritt zurück zu treten und mal einen Blick aus einer anderen Perspektive auf das eigene Leben zu richten.

 

Achso, und da ist noch was. Hingabe. Was ist mit Hingabe? Ein schon fast antiquiert anmutender Begriff. Wer schon mal eine Yin Yoga Stunde bei mir besucht hat, weiß, was ich damit meine. Sich mal dem Yin, dem weiblichen Aspekt in uns allen (ja, den haben auch die härtesten Kerle oder solche die es suggeriren) mal hinzugeben. Das Yang, das Männliche, die Aktivität und das Wollen und Machen mal sein zu lassen. Die Stille zu ertragen, sich dem Leben und dem Moment hinzugeben. Einfach so. Ohne was zu wollen.

 

Wie klingt das für Dich?

 

Da mich so viele Rückfragen zu meinem eigenen Fasten erreicht haben, hab ich eine Frage an Euch:

 

Interessiert das das Thema „Fasten“? Kannst du dir vorstellen selbst mal zu fasten?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Abstufungen. Du musst auch nicht komplett auf Essen verzichten, man kann sich auch langsam herantasten.

 

Ich bin der Meinung, dass es – gerade beim ersten Mal – absolut sinnvoll ist dies in Begleitung zu tun, um sowohl die körperlichen, als auch die seelischen Aspekte auffangen zu können.

 

Sollte ich genug Zuspruch finden, plane ich einen begleiteten Fastenkurs – vielleicht für den Herbst.

 

Ich freue mich auf Dein Feedback. Schreib mir gern!

  

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Kommentare: 1
  • #1

    Stefanie (Donnerstag, 22 April 2021 17:25)

    Liebe Sylvia,
    Dankeschön für deinen inspirierenden Blogartikel. Ich habe bisher noch nie gefastet, doch das Thema interessiert mich sehr. Ich melde mich mal bei dir, wann oder wie es für mich umsetzbar ist ;-)
    Ganz liebe Grüße,
    Stefanie

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